Zwanzig Gesellen wurden freigesprochen
Grevesmühlen/Wismar. Nein, leicht hat es das Handwerk in Nordwest- mecklenburg nicht. Einerseits gibt es zwar fast überall volle Auftrags- bücher, was natürlich fantastisch ist, andererseits aber eben nicht ge- nügend Auszubildende und Fach- kräfte, um all die Aufträge zu bewäl- tigen. „Das Ringen um Fachkräfte im Handwerk ist ein Thema in unse- rem Landkreis. Gäbe es mehr junge Leute, die sich für eine handwerkli- che Ausbildung interessieren, wür- den wir uns alle freuen. Man müsste nicht so lange auf Termine bei Handwerkern warten“, sagte Land- rätin Kerstin Weiss (SPD) augen- zwinkernd in ihrer Ansprache an die Gesellen, deren Familien und Freunde. Diese hatten sich Freitag- nachmittag in der Grevesmühlener Malzfabrik eingefunden, um ihre Gesellenbriefe entgegenzunehmen und mit der traditionellen Formel von Kreishandwerksmeister Detlef Kohrt freigesprochen zu werden: „Ich spreche Euch frei, ein jeder jetzt Geselle sei. Schafft fröhlich mit Herz und Hand, und seid stolz auf Euren Handwerksstand.“
Gäbe es mehr junge Leute in Nordwestmecklenburg, wie Tobias Diehl, müssten sich die Handwerks- betriebe im Landkreis keine Sorgen um Nachwuchs machen. Er hat den Beruf des Zimmerers gewählt, weil er etwas mit seinen eigenen Händen
erschaffen will. „Etwas, das man abends anschaut und anfasst und weiß: Das habe ich gemacht“, er- klärt er. Diehl hat nicht nur die per- fekte Einstellung zum Handwerk, will irgendwann vielleicht auch einmal eine Meisterausbildung ma- chen, er ist auch noch der Beste die- ses Jahrgangs, hat seine Ausbil- dung mit dem Prädikat „Gut“ be- standen. Gelernt hat der junge Zim- mermann bei der Wismarer Firma: Zimmerei und Holzbau Mario Braun.
Noch zwei weitere Gesellen ha- ben mit „Gut“ bestanden und gehören damit ebenfalls zu den Besten: Tischler Frank Pampe, der bei der Tischlerei Eigenstetter in Rehna lernte, und Kfz-Mechatroniker Patrick Bomball, der bei Awus Automo- bile in Wismar lernte. Bomball hat sogar vorzeitig ausgelernt.
20 Azubis haben Prüfung erfolgreich absolviert
Mit den drei Besten haben noch 17 weitere Auszubildende im Handwerk ihre Prüfung bestanden.
Neun schlossen mit dem Prädikat „Befriedigend“ ab, acht mit dem Prädikat „Ausreichend“. 15 Auszubildende allerdings bestanden nicht. Insgesamt waren in diesem Jahr 35 Auszubildende zu den Prüfungen angetreten, drei davon Wiederholer aus dem vergangenen Jahr. Zwei von ihnen bestanden, einer erneut nicht.
Dass 15 Auszubildende im Handwerk ihre Prüfungen nicht be- standen, macht schon ein wenig nachdenklich, oder wie Kreishandwerker Detlef Kohrt es ausdrückte: Es mache die jungen Handwerker, die es geschafft haben und ihre Leistungen „noch wertvoller“, als sie es ohnehin sind.
Handwerk von Bedeutung für Zusammenhalt der Gesellschaft
Landrätin Weiss betonte, dass der Landkreis zu seinem Handwerk stehe, „auf es stolz sei. Handwerks- betriebe genießen bei uns ein hohes Ansehen.“ Worauf Weiss an diesem Punkt auch hinwies, war, dass Handwerksbetriebe in der Region auch, was ehrenamtliche Aktivitä- ten und den Zusammenhalt der Ge- sellschaft angeht, von großer Be- deutung seien. „Es sind die Hand- werksbetriebe, die Vereine und ihre Aktivitäten unterstützen, die sich bei Stadt- und Dorffesten mit fi- nanzieller und auch anderer Unter- stützung engagieren.“
Das schönste Kleid an diesem Nachmittag in der Grevesmühlener Malzfabrik trug wohl Nancy Kirsch, die ihre Friseurinnen-Ausbildung im Wismarer Salon „Hairscout“ von Ines Löper absolviert hat. Nur ein einziges weiteres Mädchen war unter den Gesellen dieses Tages, eine junge Frau, die Tischlerin gelernt hat.